14 Apr.

Christliche Lebenskunst in Corona-Zeiten

Zuhause bleiben lautet in diesen Zeiten die regierungsamtliche Devise, was für nicht wenige Menschen bedeutet, mehr Zeit für sich und mit sich zu haben. Endlich mal? So auf sich selbst zurückgeworfen, und vielleicht sogar in latenter Existenzangst vor einer möglichen lebensgefährlichen Infizierung feststeckend, kann die klassische Sinnfrage wie ein Dieb in der Nacht durch das offene Fenster des gerade neu hergerichteten Home Office zu uns hineinschleichen. Dringt diese lang vernachlässigte Frage heute also wieder in unser Bewusstsein ein, kann es hilfreich sein, auf der Suche nach einer tragfähigen Antwort nicht nur die Achtsamkeits-Coaches, sondern ebenso die reiche Tradition christlicher Lebenskunst vor dem Sinnhorizont des Gottesglaubens zu befragen.

Beitrag im AusZeit-Blog des Erzbistums Köln vom 14.04.2020.

27 März

Christlicher Anti-Rassismus ist unveränderbar: Personales Menschenbild stärken – Rassismus verurteilen

Kassel – Halle – Hanau: Diese rechtsextremistische Gewaltserie der jüngsten Zeit bezeugt: Rassisten fühlen sich heute mehr denn je ermutigt, ihrem Hass auch Taten folgen zu lassen. Zu Recht wird nicht zuletzt die Vergiftung der Sprache und des Streit-Klimas der letzten Jahre als eine Ursache genannt. Doch in positiver Hinsicht wird in unseren Tagen nun wieder vermehrt über die Gefahren des Rassismus diskutiert und demonstriert. Ein vorzüglicher Anlass dazu sind sicherlich die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“, die weltweit in den Wochen nach dem 21. März stattfinden – wenn sie auch in diesem Jahr wegen der Coronakrise die Menschen ausschließlich im Internet versammeln
können.

Ein Beitrag in der Kirchenzeitung Köln, Ausgabe vom 27.03.2020. PDF-Download: hier

28 Feb.

Amazonassynode: Der Traum des Papstes

„I have a dream“ – so heißt die berühmte Rede des amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King, die als ein Meisterwerk der Rhetorik gilt. Auch Papst Franziskus hat einen Traum, der sich in vier Visionen für die südamerikanische Amazonasregion fächert: eine soziale, eine kulturelle, eine ökologische und eine kirchliche. Diese Visionen entfaltet der Papst in seinem jüngsten Dokument „Querida Amazonia“: „Ich träume von einem Amazonien, das …“ – In dieser Form beschreibt er seine persönlichen Vorstellungen von der Zukunft der weltweit größten Regenwaldregion als seine Antwort auf die Amazonassynode des vergangenen Oktobers.

Ein Beitrag im AusZeit-Blog des Erzbistums Köln vom 27.02.2020.

21 Feb.

Gute Erwerbsbiografie – gute Rente!?

Unabhängig davon, was wir von der Rentenkommission der Bundesregierung zu erwarten haben, und jenseits aller Schwierigkeiten, politisch geeignete und durchsetzbare Reformansätze zu finden, die die Alterssicherung zukunfts- und altersarmutsfest machen, darf aus sozialethischer Sicht die Lebenslaufperspektive nicht fehlen, die in den politischen und medialen Debatten noch zu wenig vorkommt.

Beitrag im Magazin der Grünen Reihe vom 21.02.2020.

30 Jan.

Rentensystem der Realität anpassen

Auch im neuen Jahr(-zehnt) wird die Frage nach den nötigen Reformen der Alterssicherung drängend bleiben. Im März wird es auch endlich den Bericht der Kommission „Verlässlicher Generationenvertrag“ geben, der der Politik aufzeigen soll, wie die Fortentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung und der beiden weiteren Altersvorsorgesäulen ab dem Jahr 2025 aussehen soll. Dabei sollte aus sozialethischer Sicht die Lebenslauforientierung nicht fehlen.

Beitrag im Rahmen der sozialethischen Kolumne der KSZ in der Tagespost vom 30.01.2020.

28 Jan.

Catedrala Parascheva: Orthodoxe Herrlichkeit

Die Bischofskirche von Iași verbindet die für Westkirchler faszinierend-fremdartige griechisch-orthodoxe Ikonen- und Sakralkunst mit Stilelementen der Renaissance und des Barock der westlich-lateinischen Kirche, besonders bei den Innen- und Außendekorationen. Mit Vorsicht kann man diese Komposition als eine Art architektonisch vorausgedeutete Ökumene zwischen Ost- und Westkirche deuten, die bereits seit dem Jahr 1054 voneinander getrennt sind.

Ein Beitrag im AusZeit-Blog des Erzbistums Köln vom 27.01.2020.

07 Jan.

Zur Aktualität der katholischen Soziallehre

In den Vereinigten Staaten wird die Soziallehre der katholischen Kirche gerne als „the church’s best kept secret“, als das „best gehütetste Geheimnis der Kirche“ bezeichnet. Und tatsächlich hatte die Soziallehre in den USA nie die gesellschaftliche und politische Bedeutung wie in Deutschland. Dank ihres anti-ideologischen Charakters und ihrer Orientierung an aktuellen Zeitfragen kann die Soziallehre auch heute und auch Nichtchristen Impulse und Provokationen für eine gerechte Gestaltung der Gesellschaft anbieten.

Beitrag im Magazin der Grünen Reihe vom 07.01.2020.

19 Dez.

Jesus und das Stigma seelischer Leiden

Es ist ein Zeichen gegen das Stigma: James Conley, der Bischof von Lincoln, bekannte sich jüngst offen zu seiner psychischen Erkrankung und nimmt eine Auszeit. Wie ihm geht es vielen Menschen. Psychische Erkrankungen werden immer häufiger diagnostiziert, Menschen scheiden wegen seelischer Leiden öfter denn je zeitweilig oder ganz aus dem Arbeitsleben aus. Verstärkt wird das Leiden der Betroffenen und ihrer Angehörigen durch die Erfahrung von Stigmatisierung als einer „zweiten Krankheit“.

Ein Beitrag im AusZeit-Blog des Erzbistums Köln vom 19.12.2019.

18 Dez.

Außerhalb der Schöpfung kein Heil: Das Stöhnen der Erde wahrnehmen

Die Menschen konnten durch die methodisch geleitete Vernunft der Naturwissenschaften seit der Zeit der Aufklärung viele Geheimnisse der Welt aufdecken und zahlreiche technische Errungenschaften hervorbringen, die das Leben der Menschen für vorhergehende Generationen unvorstellbar verbessert haben. Nicht jeder dachte und
denkt daher wie Max Planck: Der bahnbrechende Erfolg der Naturwissenschaften bei der Welterklärung und Weltaneignung drängte die Religion, drängte den christlichen Schöpfungsglauben zunächst in die Defensive. Angesichts der Klimakrise und der menschlichen Ausbeutung des Planeten durch die naturwissenschaftlich gegründete Technik gerät derzeit jedoch vielmehr die Schöpfung selbst in die Defensive.

Kolumne 4 vor 12 in der KKV-Verbandszeitschrift „Neue Mitte“ Ausgabe 4/2019.

29 Nov.

Gerecht gestaltete Steuerreformen

Es gibt etwas zu feiern, was kaum gefeiert wird: 100 Jahre „Erzbergersche Steuer- und Finanzreformen“ 1919/20. Sie haben das deutsche Steuersystem zentralisiert, das so im Wesentlichen bis heute besteht. Die „Systemfrage“ wird daher aktuell kaum mehr gestellt; die Große Koalition forciert auch nur ein steuerliches Minimalprogramm – jedoch mit höchst gerechtigkeitsrelevanten Themen wie die Abschaffung des „Soli“ oder die Einführung einer Aktiensteuer.

Beitrag im Rahmen der wirtschaftsethischen Kolumne der KSZ in der Tagespost vom 28.11.2019.

15 Nov.

Wie funktioniert ganzheitliche Ökologie heute?

Digitaltechnische Innovation und ökologische Transformation: Diese beiden aktuellen „Megatrends“ wurden auf der Konferenz „Integrale Ökologie im Digitalzeitalter“ am 8. und 9. November an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München zusammengeführt und diskutiert.

Ein Beitrag im AusZeit-Blog des Erzbistums Köln vom 14.11.2019.